Smart Guns – eine trügerische Sicherheit

Von , 11. Mai 2014 13:00

Jeder kennt den Begriff „Smartgun“, zumindest ist aber der Begriff „Smart Bomb“ geläufiger, wobei hier Äpfel mit Birnen verglichen werden.
Während letzteres ein verallgemeinernder Begriff für selbstlenkende Raketen oder Bomben ist, steht der erste Begriff für Handfeuerwaffen, die über elektronische oder biometrische Sicherungssystem verfügen die gewährleisten sollen, dass nur Derjenige die Waffe abfeuern kann, der auch dazu berechtigt ist.

Nicht erst seit 2009 stellten sich Entwickler weltweit die Frage, wie man Schusswaffen so absichern kann, dass diese nur von ihren Besitzern benutzt werden können. Die Idee der „Smartgun“ wurde einigen Dekaden früher aus der Frage heraus geboren, wie in den USA die Fälle von im Einsatz getöteten oder verletzten Polizisten verringert werden kann, bei denen sich ein Verdächtiger einer Dienstwaffe der Polizisten bemächtigt. Lange Zeit war dies in den USA ein großes Problem, bis die Polizisten dort ein umfangreiches Waffen- und Scheißtraining absolvieren mussten, das regelmäßig aufgefrischt werden muss. Vor allem die Eigensicherung und absolute Kontrolle der Einsatzsituation wird bei der Ausbildung in den Vordergrund gestellt. 

Im Bereich der „Smartguns“ verfolgte man verschiedene Lösungswege. Angefangen von Fingerabdrucksensoren bis hin zu fest implementierten elektronischen Zahlenschlössern, die bei korrekter Authentifizierung die elektronische Blockade der Waffe öffnen. Die neueste Idee ist, dass der Besitzer eine spezielle Uhr tragen muss, die zur Entsicherung ein codiertes Signal an die Waffe sendet und sich gleichzeitig nicht weiter als 25cm von ihr befinden darf. Eine andere Idee, die von Entwicklern in den USA verfolgt wird ist die, dass in dem Griff mehrere Sensoren eingebaut sind, die den Benutzer anhand der Charakteristika seiner Waffenhaltung erkennt.

Auf dem ersten Blick macht die Idee einer „Smartgun“ durchaus Sinn:
Man hat zu Hause die Pistole bzw. Gewehr an der Wand hängen. Nur als authentifizierter Besitzer ist man in der Lage diese Waffe auch zu benutzen. Alle anderen können damit bestenfalls Nägel in die Wand schlagen.

Solche Sicherungssysteme aber bieten nur eine trügerische Sicherheit.
Joseph Steinberg, ein Experte für Cybersicherheit in den USA, hat auf dem Internetauftritt des Wirtschaftsmagazin Forbes einen Artikel veröffentlicht, in welchem er in 10 Punkten darlegt, warum „Smartguns“ am Ende sogar ein größeres Sicherheitsproblem darstellen als Schusswaffen ohne irgendwelche elektronische Blockaden.
prolegal e.V. hat von dem Autor die Erlaubnis bekommen den Artikel ins Deutsche zu übersetzen und im deutschsprachigen Raum zu veröffentlichen.

Zum Originalartikel gelangen sie hier:
Klick hier à Why You Should Be Concerned About The New ‚Smart Guns‘

Die deutsche Übersetzung bei prolegal e.V.:
Klick hier à Warum Sie wegen der neuen „Intelligenten Waffen“ besorgt sein sollten

Die wohl wichtigste Aussage aus dem Artikel von Joseph Steinberg mit Hinblick auf die Ablehnung solcher elektronischen bzw. biometrischen Sperrsysteme an bzw. in Schusswaffen durch Sicherheitsbehörden ist diese Passage:

„But, as of today, no law enforcement agency has converted to smartgun technology; in fact, the New Jersey smartgun mandate (1) specifically exempts law enforcement. The aversion of police to these so-called „safer products“ is very telling; if the expert professionals don’t trust smartguns, why should civilians?“

„Trotzdem hat bis heute keine Behörde auf Smartguns umgestellt. Das oben erwähnte Gesetz (1) in New Jersey nimmt Behörden sogar explizit aus. Die Ablehnung der Behörden gegenüber diesen sogenannten „sichereren Produkten“ ist äußerst bezeichnend: Wenn Berufswaffenträger nicht auf Smartguns vertrauen, warum bitte sollten dann Zivilisten dies tun?“

Selbstverständlich lassen sich nicht alle von Steinberg vorgebrachten Punkte 1:1 auf die „Smartgun“-Debatte hier in Deutschland übertragen. Bei genauerer Betrachtung aber stellt man fest, dass die eigentliche Kernaussage, nämlich die Negierung von mehr Sicherheit durch „Smartguns“, trotz allem hier in Deutschland ebenfalls voll zutreffend ist.

——————————-

(1) In New Jersey wurde ein Gesetz erlassen, das den Verkauf konventioneller Schusswaffen an Zivilisten im Bundesstaat spätestens drei Jahren nach dem Zeitpunkt verbietet, an dem in den USA eine Schusswaffe entwickelt und auf den Markt gebracht wurde die über biometrische bzw. elektronische Sperrelemente verfügt, so dass nur der Besitzer in der Lage ist die Waffe zu benutzen. Der Behördensektor ist von diesem Erwerbsverbot herkömmlicher Feuerwaffen ausdrücklich ausgenommen.

Antwort hinterlassen

*

Panorama Theme by Themocracy